Ein Wintergarten und trotzdem ein gutes Stallklima
Getrieben vom Markt sind in letzter Zeit zunehmend Konzepte entstanden, bei denen Nachhaltigkeit und Tierwohl eine wichtige Rolle spielen. Viele Lege- und Fleischgeflügelhalter sind bereit zu investieren, um die Anforderungen dieser Ster Konzepte zu erfüllen. Eine der Vorgaben innerhalb dieser Konzepte ist, dass der Stall mit einem überdachten Auslauf ausgestattet sein muss, häufig auch Wintergarten genannt. Dies bringt jedoch erhebliche Herausforderungen bei der Gewährleistung eines guten Stallklimas.
Der Ausbau des Stalls mit einem Auslauf hat Konsequenzen für die Klimaregelung. Mit Standard-Ventilationssystemen, die meist auf Unterdruck basieren und Ventilatoren und Einlassventile nutzen, ist es in solchen Ställen manchmal eine beträchtliche Herausforderung, ein optimales Klima zu erreichen.
Wenn die Auslaufschieber geschlossen sind, gibt es meist kein Problem, da dann Unterdruck herrscht und die Luftströmung durch die Einlassventile gesteuert werden kann. Die Probleme treten auf, wenn die Auslaufschieber geöffnet werden, weil dann der Unterdruck verschwindet. Dadurch geht die Kontrolle über die Luftströmung verloren und Tiere können Zugluft ausgesetzt werden. Das gilt sowohl für Broiler als auch für Legehennen, auch wenn natürlich Unterschiede bestehen.
Anforderungen an Einblaskoker bei Gleichdrucksystemen
- Eine regelbare Ventilatoranlage, die sicherstellt, dass die Luft genügend Geschwindigkeit hat und nicht direkt auf die Tiere trifft.
- Eine regelbare Frischluftklappe, die die notwendige Außenluftmenge regelt.
- Eine regelbare Umluftöffnung, die die hereinkommende Außenluft erwärmt.
- Eine feste oder regelbare Verteilplatte, die gemeinsam mit dem Ventilator die Geschwindigkeit der austretenden Luft bestimmt.
Eine Zwischenlösung ist nicht ideal
Um in Ställen mit Wintergarten die Probleme herkömmlicher Ventilationssysteme einzudämmen, werden Klimacomputer häufig so eingestellt, dass die Einlassventile bei geschlossenen Ausläufen auf Unterdruck geregelt werden und bei geöffneten Ausläufen auf Temperatur. Diese Lösung ist jedoch nicht ideal, denn insbesondere in Übergangsphasen können Probleme mit kaltem Luftabfall auf die Tiere entstehen.
Eine gute Lösung, um rund um die Uhr ein stabiles Klima in Ställen mit Auslauf zu gewährleisten, ist ein Ventilationssystem, das auf Gleichdruck basiert. Dabei wird dieselbe Luftmenge in den Stall eingeblasen, wie abgesaugt wird. Es entsteht kein Druckunterschied zwischen innen und außen, sodass keine Luftströmung durch die Auslauföffnungen von außen nach innen erfolgt. Dafür sind jedoch spezielle Einblaskoker notwendig, die im Dach installiert werden, wodurch Wind Einfluss auf die Luftströmung haben kann.
Nicht überall lässt sich ein Gleichdrucksystem realisieren
Abwohl ein Gleichdrucksystem eine attraktive Lösung ist, ist es nicht in jedem Stall anwendbar. Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein:
- Die Austrittsöffnungen der Einblaskoker müssen weit genug von den Tieren entfernt sein. Dies ist nur möglich, wenn die Stallhöhe ausreichend ist.
- In Broilerställen besteht normalerweise genügend Abstand, da die Tiere am Boden gehalten werden.
- In Vermehrungsställen mit herkömmlichen Anlagen und Legenestern ist der Abstand häufig etwas geringer.
- Die größten Probleme treten in Legeanlagen mit Voliersystem auf. Tiere, die während der Dunkelphase oben sitzen, dürfen nicht durch Luftströme aus den Einblaskokern zu Zugluft gebracht werden. Der Höhenunterschied zwischen Sitzstange und Ausblasöffnung sollte daher mindestens einen Meter betragen.
- Idealerweise sollte ein Teil (mindestens 30 %) der Absaugleistung auch im Firstbereich angeordnet sein, um große Temperaturgefälle im Stall zu vermeiden
- Die Einblaseinheit sollte so dimensioniert sein, dass der Umluftanteil oben im Stall liegt, sodass warme Luft aus höheren Schichten mit Frischluftgemischt wird, wenn die Lüftungsposition niedriger eingestellt ist.
- In Legehennenställen sollte ausreichend Raum zwischen Sitzstangen und Decke vorhanden sein, damit die Luft nicht direkt auf die Tiere trifft. Der Mindestabstand beträgt dabei einen Meter.
- Für Bio-Anlagen sollte mindestens je Kompartiment ein Einblas- und ein Absaugkoker vorhanden sein.
So lassen sich Investitionen begrenzen
Eine Möglichkeit, die Investitionskosten zu senken, insbesondere in bestehenden Ställen, ist, nur ein Teil (30 % bis 50 %) der notwendigen Einlasskapazität über Einblaskoker zu führen. Diese werden dann vor allem bei niedrigen Außentemperaturen im Gleichdruck betrieben, während die übrige Luft über konventionelle Einlassventile eingebracht wird.
Sobald es wärmer wird, öffnen sich weitere Einlassventile, und die Einblaskoker werden abgeschaltet oder auf Mindestleistung zurückreguliert, um Kollisionen der Luftströme und Luftführung direkt auf die Tiere zu vermeiden. Es muss jedoch gewährleistet sein, dass 100 % der Einlasskapazität über Ventile verfügbar ist. Zudem ist es erforderlich, dass der Klimacomputer beide Einlasssysteme und die Übergangssteuerung korrekt regeln kann.
Wärmetauscher bringt zusätzlichen Nutzen
In Broilerställen mit Auslauf, die bereits einen Wärmetauscher eingebaut haben, kann die Investition in ein Gleichdrucksystem geringer ausfallen. Der Wärmetauscher übernimmt einen Teil der Einblasleistung, sodass weniger Einblaskoker benötigt werden, abhängig von seiner Kapazität.
Abbildung 1: Optimaler Luftstrom in einem Volierenstall mit Gleichdruckbelüftung bei geöffnetem Auslauf.

Abbildung 2: Optimaler Luftstrom in einem Masthähnchenstall mit Gleichdruckbelüftung bei geöffnetem Auslauf.

Weitere Aspekte rund um den Wintergarten
Bei einer Erweiterung mit Wintergarten ist das Lüftungssystem nicht das Einzige, worauf zu achten ist. Denken Sie auch daran:
• eine gute Isolierung des Auslaufs, das verhindert Aufheizen im Sommer und Auskühlen im Winter.
• die Besatzdichte, bei niedrigerer Besatzdichte müssen Mindest- und Maximalwerte der Luftwechsel neu definiert werden.
• die Verlagerung eines Teils der Kühlung (z. B. 30 % der Kapazität) vom Stall in den Wintergarten.
Kurzum: Denken Sie gründlich über das Stallklima nach, wenn Sie in einen Wintergarten investieren wollen.
Vorteile der Gleichdrucklüftung
- Keine Zugluft über die Auslaufschieber — Wind kann allerdings Einfluss nehmen
- Trockeneres Einstreu an den Ausläufen.
- Da die warme Luft im First optimal genutzt wird, können Heizkosten geringer sein.
Nachteile der Gleichdrucklüftung
- Die Einblaskoker und ihr Einbau erfordern erhebliche Investitionen.
- Da verschiedene Komponenten im Einblaskoker und die Absaugung aufeinander abgestimmt sein müssen, ist eine sorgfältige Inbetriebnahme und Feinabstimmung notwendig.
- Vermeiden Sie, dass das System zum Überdrucksystem wird und Staub aus dem Stall in vorgelagerte Bereiche (z. B. Eipackerei) gelangt
- Der Energieverbrauch kann höher sein als bei einem traditionellen Lufteinlasssystem, da Einblaseinheiten mit Ventilatoren arbeiten. Der Energieverbrauch kann jedoch durch Frequenzregelung oder EC‑Technologie (synchrone Gleichstrommotoren) um bis zu 30 % reduziert werden — allerdings sind diese Lösungen mit höherer Investition verbunden.
Wenn Sie Fragen haben, denkt unser Team aus Spezialisten und Klimaexpert:innen gerne mit Ihnen mit, um eine passende Lösung zu finden.
Ihre Broiler‑Spezialisten
Über den Autor
Rens van Berkel
Broiler- und Klimaspezialist
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